Besuch der Wollgarnspinnerei und Weberei WAGNER in Reutte

von TFBS Handel/Büro,Reutte
01. März 2023

Durch einen Filmbeitrag auf RE1 sind wir auf die heimische Wollweberei Wagner aufmerksam geworden. Hinter der eher unscheinbaren Fassade in der Innsbrucker Straße verbergen sich wahre Schätze: Hier laufen teilweise 80 Jahre alte Maschinen, die aus Wollvlies feinste Streichgarne und Zwirne herstellen, um damit große Firmen wie Ortovox zu beliefern, aber auch selber Endprodukte wie Teppiche daraus zu weben.

Herr Georg Wagner empfing die Textil- und Sporthändler der 2. Klasse Einzelhandel zunächst im Laden und ging dann mit uns in die Produktionsräume. Er erklärte uns zunächst, welche Wollen bzw. Haare anderer Tiere im Betrieb verarbeitet werden und bedauerte die immer schlechter werdende Qualität vor allem der heimischen Schafwolle. Die Weberei Wagner ist außerdem einer der letzten Betriebe ihrer Art in Europa, weil die handwerkliche Fertigung immer mehr der industriellen Konkurrenz aus Fernost weichen muss. Wir hatten auch Gelegenheit, unterschiedliche Wollen anzugreifen und z. B. die Unterschiede zwischen feinster mongolischer Merinowolle und der eher groben Wolle vom Tiroler Bergschaf zu ertasten.

Dann ging es weiter an eine riesige alte Krempelmaschine, die Herr Wagner eigens für uns mit rot gefärbtem Wollvlies befüllt hatte, um uns zu zeigen, wie durch das Kämmen der Wolle aus dem losen Gewirr ein gleichgerichteter Faserflor entsteht (früher "Kardätschen" genannt). Aus diesem Faserflor wird dann das Garn gesponnen. Während des Spinnprozesses wird aus den lockeren Fasern durch Verdrehen und Verziehen ein festes Garn, das dann auf Spulen aufgewickelt wird. Auch die riesige Spinnmaschine wurde eigens für uns in Betrieb genommen. Bei Bedarf wird dann auf einer weiteren Maschine aus mehreren der gewonnenen Garne durch Verdrehen in entgegengesetzter Richtung ein Zwirn erzeugt.

Als letzten Schritt zeigte uns Herr Wagner schließlich noch einen mechanischen Webstuhl, auf dem in reiner Handarbeit die typischen Außerferner Schafwoll- und Fleckerlteppiche hergestellt werden. Er demonstrierte uns, wie die Kettfäden in die Litzen eingefädelt werden und wie die Mechanik die Kettfäden an den Litzen auseinanderzieht, sodass der Schussfaden von Hand durchgezogen werden kann.

Wir waren alle sehr beeindruckt von dem immensen Wissen und dem handwerklichen Know-how, das in diesem Betrieb noch angewendet wird. Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Familie Wagner für die wirklich lehrreiche Führung und würden uns freuen, wenn wir auch in den nächsten Jahren wieder vorbeikommen dürfen, um dieses alte Handwerk zu bestaunen.