Exkursion zur Gerberei Lutz in Weißenbach

von TFBS Handel/Büro,Reutte
01. April 2025

Obwohl das Thema „Leder“ in diesem Schuljahr nur für drei Schüler*innen der 3. Klasse Einzelhandel relevant ist, wollten wir es ihnen trotzdem ermöglichen, die Gerberei Lutz zu besichtigen. Die Inhaberin, Frau Margarete Bader, hat uns daher freundlicherweise angeboten, mit einer anderen Führung für Außerferner und Allgäuer Bäuerinnen mitzugehen.

Wir wurden gemeinsam mit den Bäuerinnen wieder sehr herzlich empfangen und zunächst in die Räumlichkeiten im Erdgeschoß geführt, wo die rohen Tierhäute angeliefert und gegerbt werden. Frau Bader gab den Besucherinnen und Besuchern als Erstes einen Überblick über die mehr als 100-jährige Geschichte des Unternehmens. Ihr Großvater, Bartholomäus Lutz, gründete die Gerberei 1923. Damals wurden alle Arten von Leder und Pelzen verarbeitet und noch in Gruben gegerbt, eine körperlich sehr anstrengende Tätigkeit. Schon als kleines Mädchen wusste Frau Bader, dass sie Gerberin werden wollte, aber es war ihr auch bewusst, dass sie die Schinderei des Opas mit 40 bis 50 Kilogramm schweren Rinderhäuten nicht schaffen würde. Als dann ihr Vater, Bartholomäus Lutz jun., 1961 den Betrieb übernahm und sich auf Fellgerbung konzentrierte, war ihr beruflicher Werdegang vorgezeichnet. Sie machte in Hindelang eine Gerberlehre, besuchte in Deutschland die Gerberschule, machte in Rekordzeit die Meisterprüfung und wurde sogar Landes- und Bundessiegerin, bevor sie schließlich 1990 den Betrieb übernahm.

Ihre Tätigkeit besteht zum größten Teil aus Lohnarbeit, d. h. Jäger oder Bauern bringen die Häute zum Gerben und holen ihre fertigen Häute wieder ab. Insgesamt dauert die Bearbeitung bis zum fertigen Fell mehrere Monate. Zunächst müssen die rohen Tierhäute innerhalb von 24 Stunden durch Salzen, Trocknen oder Einfrieren konserviert werden, damit sie nicht verderben. Gegerbt wird dann auf schonende und umweltfreundliche Weise überwiegend mit pflanzlichen Tanninen. Auf die umweltschädliche Chromgerbung wird gänzlich verzichtet. Die weiteren Bearbeitungsschritte erfolgen in den oberen Stockwerken. Dort werden die gegerbten Felle getrocknet, geschliffen, gespannt, zugeschnitten und gebürstet. Es werden überwiegend Schaffelle verarbeitet, aber auch die Häute von Ziegen, Füchsen, Mardern und anderen heimischen Tieren. Sogar die Haut von Maulwürfen und Eichhörnchen hat Frau Bader schon gegerbt. Einige Fertigprodukte werden auch im eigenen Ladengeschäft verkauft.

Wir bedanken uns sehr herzlich für die interessanten Geschichten und die lehrreiche Führung. Einen traditionsreichen, heimischen Handwerksbetrieb, an dem man vielleicht schon oft achtlos vorbeigefahren ist, einmal von innen erkunden zu dürfen, ist sehr spannend. Gerne würden wir auch im nächsten Jahr wiederkommen.

Joachim Brosig